Tobermory 20

★★★★☆


Heute habe ich wieder den Tobermory 20 Jahre im Glas, welcher aus meiner Teilung für den Livestream mit André kommt. Er ist typisch für die Distell-Gruppe mit 46,3% Vol. abgefüllt. Der Whisky ist Teil einer 6-teiligen Raritäten-Serie von Tobermory. Die Serie startete 2016 und wurde bis 2018 komplett released. Dabei konnte man von jeder Abfüllung die Streifen sammeln und damit an der Verlosung eines 42-jährigen Tobermorys teilnehmen. Zuerst in Bourbon-Fässern gereift und dann in Sherry-Fässern gefinished. Er ist (stand März 2021) für aktuell ca. 130-140€ zu haben.

Optik

Die Farbe strahlt mit einem kräftigem Goldton. Es dauert einige Zeit, bis sich die Tränen am Glas bilden. Das wiederum spricht für seine Öligkeit. Die Tränen laufen auch lange am Glasrand hinunter.

Nase

Diesen Whisky hatte ich nun 30-40 Minuten vorab ins Glas gefüllt. Die Nase spiegelt prompt Tobermory-typische Noten wieder. Eine Erdigkeit, ja fast Muffigkeit; getragen von einer Süße und leichten Würze. Minz-Schokolade macht sich breit. Etwas Blumig wirkend bekomme ich eine Art Holunderblüten mit hinein. Eine tolle Nase! Weiter finde ich Mango und eine starke Maracujanote wieder.

Das sind wirklich feine und weiche Noten, die einem entgegen kommen. Hier merke ich kaum Ecken und Kanten. Der Kollege wird nicht ruppig.

Kennt ihr das, wenn ihr einen Whisky verriecht und sich der Speichel soweit anhäuft, dass ihr eigl. gar nicht mehr länger warten könnt und ihn probieren müsst? Sofort? JETZT!? Genau das veranstaltet der Tobermory 20 mit mir. Ein Frechdax!

Etwas konnte ich mich noch zurückhalten und es entpuppt sich eine schöne Vanillenote, welcher das Bouquet abrundet. Es sind auch Walnüsse erkennbar.

Geschmack

Oh Darling. Du bist wirklich charmant. Aber ich muss mich erstmal sammeln. Dieser Tobermory bringt einen riesigen Fruchtkorb mit sich. Das muss ich nun erstmal auseinanderdividieren. Es ist wahnsinnig, wie sich der Whisky im Mund verändert. Das macht es nicht einfach, die Noten zu identifizieren. Aber gehen wir mal ran:

Zu Beginn leichte Zitrusnoten, welche direkt übergehen zu Orangen. Keine Orangezeste, sondern wirklich reife und süße Orangen. Es kommen kleine Anteile von Bananen aber auch Sultaninen und Trockenfrüchten hinzu. Danach geht er über zu kräftigeren Noten mit Schokolade, wie etwa 50-60%ige Kakao-Anteilige Schokolade. Die Orangen werden mit der Zeit immer intensiver im Geschmack. Das ist klasse, da das für mich wirklich gut harmoniert.

Die Textur ist sehr weich, und ölig hin zu fast samtig. Für diese Weichheit bringt er aber noch einen ziemlichen guten Antritt mit sich. Leichte Pfeffrigkeit ist nach etwas Zeit auch zu spüren.

Nach nunmehr zweieinhalb Stunden im Glas wird die Orange zu einer Art kandierten Orange. Die Süße wird intensiver und vereint sich mit der Orange.

Finish

Der Abgang ist lang. Wirklich lang. Es entpuppen sich nachdem der Gaumen sehr trocken geworden ist weitere Holznoten, leichte Bitternoten – die dem Whisky gut stehen! – und auch Schokolade im hinteren Rachen kommen zum Vorschein. Die Schokolade bleibt mit einem Hauch Mokka auch wabernd im Gaumen.

Der Bottlekill des Tobermory 20

Fazit

Der Tobermory verbindet zwei Welten. Einerseits ist er ruhig, weich und samtig. Andererseits bringt er genug Power mit, um im Antritt und Finish durchzustehen. Und er macht einfach riesigen Spass. Die Entwicklung mit der Zeit im Glas aber auch für sich im Gaumen sind toll. Er bringt wirklich viel mit, um viele Aromen in kurzer Zeit zu entdecken. Dabei wirkt nichts überbordend. Es ist alles in Balance und die Kombination mit den Sherryfässern ist wohlüberlegt.

Würde ich mir den Whisky nochmals kaufen? In Anbetracht der aktuellen Preise ist das wirklich ein tolles Preis-Leistungsverhältnis. Und er macht mir so viel Spass, dass ich mir definitiv eine weitere Flasche kaufen würde.

Weitere Infos

Whiskybase

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