Der Whiskymarkt 2025:
Back to the roots
Dies ist mein erster Blogbeitrag in Richtung Whisky Marktübersicht. Vorab möchte ich klarstellen: Mein Herz schlägt nach wie vor für Whisky als Genussmittel. Ich stoße keinerlei Whiskys aus den letzten Jahren ab und bin eher der Ankäufer. Jedoch beobachte ich den Markt genau, da mir das Thema Spaß macht und auch liegt. Mit diesem Beitrag möchte ich euch einen Einblick in die aktuelle Marktsituation geben und einige interessante Entwicklungen aufzeigen.

Inhaltsverzeichnis
- Der Whiskymarkt 2025:Back to the roots
- Die aktuelle Marktsituation: Ein weiterer Rückgang zum Jahresende
- Einheitlicher Rückgang bei Scotch, Irish Whiskey und japanischem Whisky
- Auktionsaktivität bleibt hinter 2023 zurück
- Niedrigere Preissegmente erweisen sich als stabiler
- Fazit: Eine gesündere Marktumgebung für uns!
Die aktuelle Marktsituation: Ein weiterer Rückgang zum Jahresende
Nach drei aufeinanderfolgenden Quartalen relativer Preisstabilität erlebte der Sekundärmarkt für Whisky Ende 2024 einen erneuten Rückgang. Der Whiskystats Whisky Index, der die monatlichen Wertveränderungen der 500 historisch meistgehandelten Whiskys verfolgt, fiel von Oktober bis Dezember 2024 um 9,7%. Mit einem Jahresendstand von 230 Punkten kehrte der Index auf ein Niveau zurück, das zuletzt im Sommer/Herbst 2020 – also unmittelbar vor der Preisrallye 2021/2022 – zu beobachten war.
Einheitlicher Rückgang bei Scotch, Irish Whiskey und japanischem Whisky
Interessanterweise zeigten alle großen Whisky-produzierenden Länder im vierten Quartal 2024 einen ähnlichen Preisrückgang von etwa 10 %. Der Ireland Index sank um 9,3 %, der Japan Index verlor 9,8 %, und der Scotland Index fiel um 10,5 %.
- Scotch Whisky: -10,5 %
- Irish Whiskey: -9,3 %
- Japanischer Whisky: -9,8 %
Diese synchronen Verluste zeigen, dass der gesamte Markt betroffen ist. Die Frage bleibt, ob dies nur eine Korrektur oder ein anhaltender Abwärtstrend ist.
Aus Jahressicht verhinderte der Einbruch im vierten Quartal, dass Irland und Schottland das Jahr 2024 in neutralem Territorium beenden konnten. Für Japan war der Rückgang im vierten Quartal eine Fortsetzung eines bereits anhaltenden Abwärtstrends.
Trotz dieser Entwicklung bleibt Scotch führend auf dem Sekundärmarkt. Nachdem die Auktionspreise für Scotch von April 2022 (dem Markthöhepunkt) bis November 2023 deutlich gefallen waren, kam dieser Abwärtstrend bis Oktober 2024 weitgehend zum Stillstand. Die Verluste im vierten Quartal könnten entweder nur ein kleiner Ausreißer in einer Stabilisierungs- oder Erholungsphase sein oder ein weiteres Indiz dafür, dass der Boden noch nicht erreicht ist. Spannend wird, was die kommenden Quartale bringen – das erste und zweite Quartal 2025 entscheidende Hinweise liefern werden..
Auktionsaktivität bleibt hinter 2023 zurück
Nach einem schwachen dritten Quartal stieg das Handelsvolumen im vierten Quartal leicht an, lag aber mit 32 Millionen Euro Umsatz dennoch 22 % unter dem Vorjahreswert. Die Anzahl gehandelter Flaschen sank um 3,5 %. Auffällig: Während hochpreisige Flaschen einen drastischen Rückgang verzeichneten, blieb das mittlere Preissegment (100–500 €) relativ stabil.
Niedrigere Preissegmente erweisen sich als stabiler
Interessanterweise erweisen sich die niedrigeren Preissegmente als stabiler. Während alle Whisky-Preissegmente sowohl im Handelsvolumen als auch im Wert im vierten Quartal 2024 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023 zurückgingen, gibt es bemerkenswerte Unterschiede in den Treibern des Rückgangs. Die Gesamtsumme, die für Whiskyflaschen über 5.000 Euro ausgegeben wurde, halbierte sich fast im Vergleich zu 2023. Ein Grund für den Wertverfall ist der Rekordverkauf des Macallan 60-year-old Valerio Adami für 2,5 Millionen Euro im November 2023.
Das Segment zwischen 100 und 500 Euro macht in der Regel fast die Hälfte aller auf dem Sekundärmarkt verkauften Flaschen aus. Für diese Whiskys blieben die Anzahl der gehandelten Flaschen und die ausgegebene Gesamtsumme relativ robust, mit einem Rückgang von weniger als 3% im vierten Quartal 2024. Im Vergleich dazu verzeichnete das Segment zwischen 500 und 5.000 Euro einen Rückgang von 10% im vierten Quartal 2024, sowohl im Handelsvolumen als auch im Wert.
- Whiskys über 5.000 €: Rückgang um 50 %
- Whiskys zwischen 500–5.000 €: Rückgang um 10 %
- Whiskys zwischen 100–500 €: Rückgang um weniger als 3 %
Hier zeigt sich: Spekulationsgetriebene High-End-Whiskys verlieren am meisten, während hochwertige, aber erschwingliche Abfüllungen besser abschneiden.

Qualität wird wieder zum entscheidenden Faktor
Ein besonders interessanter Aspekt des aktuellen Marktes ist die wachsende Bedeutung der Whiskyqualität für die Preisstabilität. Für Whiskys im Preisbereich zwischen 250 und 500 Euro erwiesen sich diejenigen mit einer Bewertung über 87 Punkten (auf der Base) als am stabilsten in Bezug auf den Auktionswert im vierten Quartal 2024, mit nur leichten Rückgängen im Vergleich zum vierten Quartal 2023. Dasselbe gilt für den Bereich zwischen 100 und 250 Euro mit Bewertungen zwischen 80 und 90 Punkten. Im Segment zwischen 500 und 1.000 Euro verloren Whiskys mit einer Bewertung über 90 Punkten 7% bei den gehandelten Flaschen und den ausgegebenen Geldern, verglichen mit einem Verlust von 15% bis 20% für Whiskys mit einer Bewertung unter 90 Punkten.
Diese Entwicklung zeigt deutlich: Nach einer Phase, in der nahezu jeder Whisky mit einem bekannten Markennamen, ungeachtet seiner Qualität, Wertzuwächse verzeichnete, kehren wir zu einer Marktsituation zurück, in der die eigentlichen Qualitätsmerkmale eines Whiskys wieder entscheidend sind. Auch wenn die hier erwähnten Vergleiche anhand von Bewertungspunkten subjektiv anmuten mögen, so spiegeln sie doch zumeist einen passenden Qualitätsquerschnitt wider, den man von einem guten Whisky erwarten kann. Natürlich gibt es Ausnahmen, die diese Regel bestätigen.
Fazit: Eine gesündere Marktumgebung für uns!
Was jetzt Anfang 2025 übrig bleibt, sind Whisky-Enthusiasten wie ich, die mehr als glücklich sind, hochwertige Whiskys zu den niedrigsten Preisen seit Jahren zu kaufen. Wieder einmal sind die Whisky-Fundamentals wichtig. Die Analyse zeigt eine klare Segmentierung in den jüngsten Marktbewegungen.
Während sich der Markt weiter anpasst, werden Qualität und echte Knappheit mit ziemlicher Sicherheit die wichtigsten Preistreiber sein. Eng damit verbunden sind Reputation und Erwartungen, die von Marken, die in einem schrumpfenden Markt an Wert gewinnen wollen, gepflegt und respektiert werden müssen.
Für uns Whisky-Liebhaber ist das eine erfreuliche Entwicklung. Nach Jahren überhitzter Preise und spekulativer Exzesse kehrt der Markt zu seinen Wurzeln zurück. Qualität wird wieder belohnt, und ich äh alle Enthusiasten haben die Möglichkeit, exzellente Whiskys zu faireren Preisen zu kaufen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um festzustellen, ob der Whiskymarkt weiter fallen wird oder sich zu einer stabileren Phase entwickelt.
Ich hoffe, dieser erste Ausflug in die Welt der Whisky Marktübersicht war für euch aufschlussreich. Und um es mal mit den Worten von Daniel Beuthner zu sagen: Manchmal ist ein Whisky auch einfach nur ein Whisky. Sláinte!
Bildquellen
- Flaschen: MaltMatters.de
- Springbank: MaltMatters.de