Whiskyfreunde in Deutschland müssen sich wieder einmal auf Veränderungen einstellen. Ab dem 1. Mai 2025 übernimmt Brown-Forman Deutschland den Vertrieb der schottischen Single Malts Glendronach, Benriach und Glenglassaugh – bisher unter der Fittiche des unabhängigen Importeurs Kammer-Kirsch.
Was das für uns Genießer bedeutet? Noch ist unklar, ob sich für uns spürbare Änderungen ergeben, aber wenn ein globaler Konzern die Kontrolle übernimmt, schrillen bei vielen Whiskyfans erst mal die Alarmglocken.
Von unabhängigen Händen zu Big Corporate

Kammer-Kirsch hat sich über viele Jahre als zuverlässiger Distributor für hochwertige und oft auch besondere Abfüllungen bewiesen. Wer sich für Whisky abseits des Mainstreams interessiert, weiß, wie wichtig es ist, dass Importeure mit Leidenschaft hinter den Produkten stehen.
Nun also übernimmt Brown-Forman, ein internationaler Konzern, der mit Marken wie Jack Daniel’s groß geworden ist, das gesamte Portfolio. Klar, Glendronach 12 und der Benriach „The Original Ten“ wurden bereits von Brown-Forman vertrieben – aber jetzt geht es um das ganze Line-up.
Dass Großkonzerne Whisky-Marken aufkaufen und umstrukturieren, ist längst kein neues Phänomen mehr. Man denke nur an die Veränderungen bei Macallan, Highland Park oder die jüngsten Preissteigerungen bei Diageo’s Special Releases. Wenn ein Unternehmen mit strikten Profitzielen übernimmt, stehen oft Einsparungen, Marketing-getriebene Produktentscheidungen und steigende Preise an erster Stelle.
Glendronach, Benriach und Glenglassaugh – Was kommt auf uns zu?

Die drei Destillerien haben in den letzten Jahren immer wieder für Gesprächsstoff gesorgt – sei es durch Neuauflagen, Wood-Finishes oder limitierte Releases. Besonders Glendronach war lange für seine exzellenten Sherryfass-gereiften Whiskys bekannt, bevor es 2021 mit der Abschaffung des „Non-Chill-Filtered“-Hinweises erste Unruhe unter Fans gab.
Nun stellt sich die Frage: Wird Brown-Forman den bisherigen Weg der Destillerien beibehalten oder die Marken stärker an den Massenmarkt anpassen? Wird es weiter interessante Single Casks geben oder erleben wir eine weitere Standardisierung zugunsten von Hochglanz-Marketing?
Offiziell heißt es, dass alle bestehenden Vertriebskanäle erhalten bleiben sollen – doch wie lange bleibt das so? Werden exklusive Abfüllungen und kleine Shops künftig noch dieselben Chancen haben, oder wird der Fokus auf große Einzelhandelsketten gelegt?
Was bedeutet das für uns als Whiskyfans?

Die Übernahme zeigt erneut, dass die Whiskywelt immer stärker von großen Konzernen dominiert wird. Unabhängige Importeure und Händler geraten zunehmend ins Hintertreffen, während Global Player wie Brown-Forman immer mehr Kontrolle über Sortiment, Preise und Verfügbarkeit übernehmen.
Für uns als Liebhaber besonderer Abfüllungen bedeutet das: Genau hinschauen, Entwicklungen beobachten und vor allem unabhängige Händler unterstützen, solange es noch geht.
Ob sich Brown-Forman als guter Verwalter dieser traditionsreichen Marken erweist oder ob wir in ein paar Jahren mit nostalgischem Blick auf die Kammer-Kirsch-Zeit zurückschauen – das wird sich erst noch zeigen.
Was denkt ihr? Guter Schritt für den deutschen Markt oder ein weiteres Beispiel dafür, wie große Konzerne den Whisky-Markt nach ihren eigenen Regeln umgestalten?