Vorbereitung auf den Advanced Whisky Ambassador Kurs in Schottland


In einer Woche steht für mich eine ganz besondere Whisky-Reise als Weiterentwicklung an: der Advanced Whisky Ambassador Kurs in Schottland. Bereits im Mai 2022 habe ich die Ausbildung zum Independent Whisky Ambassador erfolgreich absolviert und damit eine über mein eigenes Wissen hinaus fundierte Grundlage geschaffen. Nun soll die weiterführende Qualifikation folgen. Letztes Jahr hatte ich bereits mit Jo Graham, dem Managing Director des Programms, darüber gesprochen und mich dafür entschieden. In diesem Beitrag verschaffe ich mir (und euch) einen sachlichen Überblick über das Advanced-Programm – als Vorbereitung auf die Reise nach Schottland, ohne jedoch vorzugreifen. Wir schauen uns die Inhalte und Ziele des Kurses an, vergleichen sie mit dem Independent-Level, werfen einen Blick auf die Loch Lomond Distillery als Ort der Praxis und beleuchten, welche Marken, Destillerien oder Whiskystile thematisch eine Rolle spielen könnten.

Advanced Whisky Ambassador: Programm-Überblick

Das Advanced Whisky Ambassador Programm ist eine mehrtägige Intensivschulung, die tief in die Welt des Whiskys eintaucht – sprichwörtlich „from grain to glass“, vom Getreide bis ins Glas. Der Kurs erstreckt sich über drei Tage in Schottland (in meinem Fall in Glasgow) und richtet sich an Whisky-Enthusiasten und Fachleute, die bereits über Grundkenntnisse verfügen und diese auf das nächste Level heben möchten. Die Inhalte decken den kompletten Herstellungsprozess und darüber hinausgehende Aspekte ab. Zu den Schwerpunkten des Lehrplans gehören alle Schritte der Whiskyproduktion:

  • Mälzen (Malting) – die Umwandlung von Gerste in Malz
  • Mahlen (Milling) – das Schroten des Malzes für die Maische
  • Maischen (Mashing) – das Ansetzen der Maische zur Zuckergewinnung
  • Gärung (Fermentation) – die Vergärung zu Alkohol mittels Hefe
  • Destillation (Distillation) – das Brennen des Rohbrands in Brennblasen
  • Reifung (Maturation) – die Fasslagerung des Destillats über Jahre
  • Panschen 😄 & Abfüllung (Blending and Bottling) – das Vermählen verschiedener Whiskys und das Abfüllen
  • Sensorik (Sensory Perception) – die Wahrnehmung und Beurteilung von Aromen

Man sieht schon: Das Advanced-Programm geht deutlich mehr in die Tiefe als der Independent Whisky Ambassador. Jeder dieser Punkte wird ausführlich behandelt. So lernt man etwa die biochemischen Prozesse kennen, die im Korn stattfinden, sämtliche Produktionsschritte vom Malz bis zum fertigen Whisky, und wie Faktoren wie Holz und Fasslagerung den Charakter beeinflussen. Dabei werden sowohl Malt Whisky als auch Grain Whisky abgedeckt – also die Herstellung von Single Malt in Pot Stills und von Grain Whisky in Continuous Stills (Kolonnen), was im Independent-Kurs nur am Rande vorkam. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Sensorik: In Kooperation mit der Aroma Academy gibt es ein Modul, in dem wir lernen, die vielfältigen Geruchs- und Geschmacksnoten systematisch zu erkennen. So können wir beispielsweise typische Aromen im Whisky besser zuordnen und beschreiben (ein wichtiger Skill für jeden Ambassador. Gerade für mich und meiner Leidenschaft, Texte zu schreiben, ist es wichtig, die Eindrücke und Assoziationen in Worte zu fassen. Keine leichte Aufgabe! Chapeau an Serge, der seine Texte mit dem für mich richtigen Witz in tolle Worte fasst und die Aromen gut und vor allem LEBHAFT beschreiben kann).

Der Advanced-Ambassador findet in meinem Fall in Glasgow statt. Doch das Besondere sind die praktischen Elemente außerhalb des Seminarraums: Geplant sind Besuche einer großen Mälzerei (um die industrielle Malzherstellung live zu sehen) und einer Destillerie als Teil des Programms. Außerdem ist ein gemeinsames Whisky Dinner vorgesehen, bei dem sensorische Eindrücke mit kulinarischen Genüssen verknüpft werden. Sogar ein Abstecher in eine berühmte Whisky-Bar steht optional auf dem Programm. All das ist inkludiert und soll die Theorie mit lebendigen Eindrücken untermauern. Natürlich endet der Kurs – wie schon der erste Level – mit einer Prüfung, deren erfolgreiches Bestehen zur offiziellen Zertifizierung als Advanced Whisky Ambassador führt. Die Teilnahmevoraussetzung für diesen fortgeschrittenen Kurs ist grundlegendes Whisky-Wissen, was in der Praxis bedeutet: Idealerweise hat man bereits den Independent Whisky Ambassador in der Tasche oder vergleichbare Kenntnisse, damit man den Ausführungen problemlos folgen kann. Das Examen des Independent-Kurses hatte sowohl theoretisches als auch praktisches Wissen in Form von einer Sensorik-Prüfung als Inhalt. Das hat schon sehr gebockt!

Die Ziele des Advanced-Programms lassen sich also so zusammenfassen: Wissen vertiefen, Hintergründe verstehen und Whisky in all seinen Facetten noch fundierter begreifen. Am Ende soll man in der Lage sein, nicht nur fortgeschrittene Fragen zu Herstellung und Geschmack zu beantworten, sondern auch selbstbewusst als Whisky-Ambassador auf höchstem Niveau auftreten zu können – sei es bei Tastings, in Fachgesprächen oder vielleicht sogar in der Ausbildung anderer. Kurz: Vom ambitionierten Kenner zum Experten, mit offizieller Anerkennung. Für mich ist das eine Reise in die für mich liebsten Themen des Whiskys: Der Herstellung, Technik und Leidenschaft der Mitarbeiter einer Destillerie mit allem, was dazu gehört. Jeden einzelnen Prozess verstehen, analysieren und hinter die Kulissen blicken – genau darin liegt meine unerschütterliche Begeisterung.

Vom Independent zum Advanced: Unterschiede und Voraussetzungen

Worin genau unterscheidet sich nun der Advanced Whisky Ambassador vom bereits absolvierten Independent Whisky Ambassador Kurs?

Zunächst ein kurzer Rückblick: Der Independent Whisky Ambassador (IWA) ist die Grundlagenausbildung. Dabei handelt es sich um ein kompaktes Eintages-Seminar von ca. 8 Stunden. In diesem Basiskurs erhielt ich einen breiten Überblick über die Welt des Whiskys. Die Inhalte umfassten sämtliche grundlegenden Themen – von der Geschichte des Whiskys und regionalen Besonderheiten über die Herstellung in ihren Grundzügen bis hin zum Servieren und Verkosten. So standen im IWA z. B. Whisky-Historie, die wichtigsten Schritte der Produktion, das Nosing & Tasting verschiedener Whiskys und sogar das Mixen von Whiskycocktails auf dem Programm. Auch und was mich vor allem interessiert hat, Themen wie Ökonomie und Kundenservice im Zusammenhang mit Whisky wurden behandelt. Der Independent-Kurs schloss am Ende des Tages mit einer theoretischen und praktischen Prüfung ab, durch die man den offiziellen Titel erlangen konnte – in meinem Fall durfte ich mich nach bestandener Prüfung also “Independent Whisky Ambassador” nennen. Dieses Zertifikat ist BIIAB-zertifiziert und von der Scotch Whisky Association (SWA) anerkannt, was ihm eine gewisse Strahlkraft in der Branche verleiht.

Im Vergleich dazu ist der Advanced Whisky Ambassador eine deutlich umfassendere Weiterbildung. Wichtigster Unterschied ist die Detailtiefe: Wurde im IWA vieles noch vereinfachend dargestellt, geht es im Advanced-Kurs richtig ins Eingemachte. Hier wird vorausgesetzt, dass Themen wie die Grundzüge der Destillation oder die schottischen Whisky-Regionen bereits bekannt sind – sie müssen also nicht mehr von Null erklärt werden. Stattdessen baut der Lehrplan darauf auf und vertieft an allen Ecken:

Dauer und Umfang: Statt eines einzigen Tages umfasst der Advanced-Kurs drei volle Tage inklusive Exkursionen. Man hat also viel mehr Zeit, um komplexe Inhalte zu vermitteln und praktisch zu erleben. Wo beim IWA ein grober Überblick vermittelt wurde, nimmt man sich hier für jeden Schritt der Whiskyherstellung ausführlich Zeit.

Inhalte und Niveau: Einige Themen des Basiskurses tauchen im Advanced-Programm gar nicht mehr auf – etwa Whisky-Cocktails oder Verkaufsberatung, da diese eher praxisorientierten Servicethemen primär für Gastronomie-Personal gedacht waren. Im Mittelpunkt stehen nun technisch-naturwissenschaftliche Aspekte: Chemie und Handwerk der Whiskyproduktion. Beispielsweise wird die Fermentation nicht nur erwähnt, sondern bis ins Detail beleuchtet (Hefestämme, Gärungsnebenprodukte usw.). Auch die Destillation wird nicht bloß beschrieben, sondern wir lernen unterschiedliche Destillationsverfahren, Brennanlagentypen und ihre Auswirkungen kennen. Neu hinzu kommt außerdem eine tiefere Betrachtung des Grain Whisky: Während der IWA-Kurs sich stark auf Single Malt fokussierte (Schwerpunkt Scotch Malt Whisky), behandelt der Advanced explizit auch die Herstellung von Grain Whisky in industriellen Kolonnen und dessen Rolle in Blends.

Praxisbezug: Ein weiterer Unterschied ist der Grad an Praxisbezug. Der Independent Whisky Ambassador war überwiegend ein theoretisches Seminar im Schulungsraum mit Verkostung. Dagegen beinhaltet der Advanced-Kurs Exkursionen, wie oben erwähnt. Die Möglichkeit, eine Mälzerei und eine Destillerie vor Ort zu erleben, ist ein großer Mehrwert. Dadurch wird vieles greifbarer: Man sieht mit eigenen Augen z.B. die gigantischen Malztrommeln oder Kilns einer Industrie-Mälzerei, oder man steht direkt neben kupfernen Brennblasen und erhält eine Führung durch die Anlagen. Dieses Learning by Seeing ist im Basiskurs nicht vorhanden und markiert einen klaren qualitativen Sprung.

Vorausgesetztes Wissen: Wie schon angedeutet, setzt der Advanced-Kurs Vorkenntnisse voraus. In der Praxis bedeutet das, dass Teilnehmer in der Regel bereits den IWA-Titel haben oder zumindest vergleichbare Erfahrung (viele werden wie ich z.B. schon seit Jahren Whisky-Enthusiasten sein oder in der Branche arbeiten). Das merkt man vermutlich auch am Austausch unter den Teilnehmern: Im Advanced sitzt man denke ich mit Gleichgesinnten, die alle schon ein Fundament mitbringen, was Diskussionen auf höherem Niveau ermöglicht. Beim IWA dagegen sind auch Einsteiger dabei, und der Dozent hat bei den Basics begonnen – beim Advanced kann er auf diesem Fundament aufbauen und schneller in die Tiefe gehen.

Zusammenfassend: Der Independent Whisky Ambassador liefert die Breite, der Advanced Whisky Ambassador die Tiefe. Der erste Kurs schafft ein allgemeines Verständnis – der zweite Kurs versorgt mit detailliertem Insider-Wissen. Für mich persönlich fühlt es sich an, als würde ich nach all dem autodidaktischen Lernen nun endlich mit Gleichgesinnten in den Austausch treten – mit Menschen, die genauso tief in der Materie stecken, ähnliche Fragen stellen und ebenso viel Freude daran haben, Whisky nicht nur zu trinken, sondern wirklich zu durchdringen. Entsprechend hoch sind meine Erwartungen an den Lernzuwachs – und entsprechend intensiv bereite ich mich darauf vor. Unter anderem mit diesem Blogbeitrag.

Loch Lomond Distillery – Praxis vor Ort in Schottland

Ein Highlight des Advanced-Programms wird zweifellos der Besuch der Loch Lomond Distillery sein, der fest im Kursplan vorgesehen ist. Diese Brennerei liegt in Alexandria, unweit des namensgebenden Loch Lomond im Südwesten der Highlands, und dient uns als praktisches Anschauungsobjekt für die gelernte Theorie. Doch was macht gerade Loch Lomond so besonders, dass sie für eine solche Schulung ausgewählt wurde?

Drei Abfüllungen aus dem Hause Loch Lomond: Die Destillerie produziert eine erstaunliche Bandbreite an Whisky-Stilen, hier exemplarisch vertreten durch verschiedene 12-jährige Single Malts (u.a. Inchmurrin und Inchmoan).

Zunächst einmal handelt es sich bei Loch Lomond um eine höchst vielseitige Brennerei. Sie ist in Schottland nahezu einzigartig aufgestellt: Vier unterschiedliche Arten von Brennapparaten stehen hier unter einem Dach – von klassischen Pot Stills mit Schwanenhals, über besondere Pot Stills mit geradem Hals (Lomond Stills) bis hin zu großen Column Stills. Diese innovative Anlagentechnik verleiht Loch Lomond die Fähigkeit, bis zu elf verschiedene New-Make-Charaktere zu produzieren. Ob rauchig-torfig, fruchtig oder floral – nahezu jeder denkbare Whisky-Stil lässt sich mit dem Setup dieser einen Destillerie herstellen. Darüber hinaus: Loch Lomond ist die einzige Whisky-Brennerei Schottlands, die sowohl Single Malt als auch Single Grain Whisky an einem Standort produziert. Normalerweise sind Malt- und Grain-Herstellung strikt getrennt (Malt in pot still Brennereien, Grain in großen Grain-Destillerien für Blends). Loch Lomond jedoch vereint beide Welten am selben Standort – ideal also für mich, beide Produktionsweisen direkt vor Ort zu erkunden.

Für uns Kursteilnehmer bedeutet der Besuch, dass wir das zuvor im Seminarraum Besprochene live erleben können. Wenn wir über Mälzen sprechen, sehen wir in der angeschlossenen Mälzerei (bzw. beim Besuch eines Malzwerks) gigantische Mengen Gerste keimen und gedarrt werden. Wenn es um Fermentation geht, können wir vor Ort die Washbacks begutachten, in denen die Maische blubbert und zu „Wash“ wird. Und bei der Destillation schauen wir uns Loch Lomonds verschiedenartige Brennblasen an – einschließlich der speziellen Lomond Stills mit Kupferplatten im Hals, die für einen besonders reinen Brand sorgen. Auch die Fassreifung lässt sich hier gut veranschaulichen: Loch Lomond verfügt sogar über eine eigene kleine Küferei auf dem Gelände, eine von nur vier in ganz Schottland, was die volle Kontrolle über die Fassqualität ermöglicht. Zwar ist Loch Lomond von der Optik her keine romantische alte Farmhouse-Destillerie, sondern eher ein funktionaler Industriekomplex, der rund um die Uhr produziert. Doch gerade diese effiziente, experimentierfreudige Arbeitsweise macht sie für mich mit dem Interesse an der Technik so spannend. Für unseren Kurs ist es der perfekte Lernort, weil hier sämtliche Aspekte der Whiskyproduktion greifbar werden – vom Malz bis zum fertigen Destillat, vom traditionellen Handwerk bis zur modernen Technik.

Neben der Technik lohnt sich auch ein kurzer Blick auf die Produkte dieser Brennerei, denn sie spiegeln die Vielfalt wider: Loch Lomond bringt unter eigenem Namen verschiedene Single Malts heraus, die ein eher fruchtig-mildes Highland-Profil mit leichter Rauch-Note zeigen. Daneben gibt es die Marke Inchmurrin, die für sehr florale und leichte Whiskys steht , sowie Inchmoan, eine getorfte Variante mit kräftigem Rauch. All diese Namen beziehen sich auf Inseln im Loch Lomond – ein netter geografischer Bezug. Sogar ein reiner Single Grain Whisky wird von Loch Lomond abgefüllt (aus 100% gemälzter Gerste, aber in der Kolonne destilliert – daher „Grain“ laut Scotch-Regeln). Die Bandbreite an Stilen, die Loch Lomond abdeckt, ist beeindruckend und verdeutlicht, was mit unterschiedlichen Produktionsmethoden alles möglich ist. Für mich wird es spannend sein zu sehen, wie die Destillerie das praktisch umsetzt.

Themenvielfalt: Whisky-Stile, Marken und Destillerien im Kurs

Der Advanced Whisky Ambassador Kurs ist herstellerneutral konzipiert, doch um die vielfältigen Aspekte der Whiskyherstellung und -verkostung greifbar zu machen, werden sicherlich Beispiele aus der Whisky-Welt herangezogen. Basierend auf den Kursinhalten lassen sich ein paar thematische Verknüpfungen zu bekannten Marken, Destillerien oder speziellen Whiskystilen erwarten:

Rohstoffe und Malz: Unterschiedliche Getreidesorten und Malzarten prägen den Whisky. So könnte im Kurs etwa das Thema torfiges Malz diskutiert werden – beispielsweise wie die Verwendung von über Torffeuer gedarrter Gerste zu den intensiven Rauch- und Medizinnoten eines Islay-Whiskys (etwa Laphroaig oder Ardbeg) führt, während ungetorftes Malz die milderen, malzig-fruchtigen Profile von Speyside-Whiskys wie MakallanMacallan ergibt. Auch der Einfluss verschiedener Getreidearten dürfte ein Thema sein: Für Single Malt wird ausschließlich Gerste verwendet, wohingegen Grain Whisky oft aus Mais oder Weizen destilliert wird – das erklärt z.B., warum ein Single Grain (wie jener von Loch Lomond oder Cameronbridge) meist leichter und süßer ausfällt als ein malziger Single Malt.

Gärung und Destillationstechniken: Die Kursmodule über Fermentation und Destillation werden sicherlich anhand konkreter Brennereien veranschaulicht. Beispielsweise könnte man die Dauer der Gärung beleuchten – einige Destillerien wie Glenmorangie sind für extra lange Fermentationszeiten bekannt, was mehr fruchtige Ester ergibt, während andere schneller arbeiten. Bei der Destillation wird man auf verschiedene Verfahren eingehen: Etwa die seltene Dreifachdestillation (wie sie in der Lowlands-Destille Auchentoshan oder traditionell in Irland praktiziert wird) im Vergleich zur üblichen zweifachen Destillation. Drei Durchläufe in den Pot Stills ergeben einen „reineren“, leichteren Brand, was den weichen Charakter von Auchentoshan erklärt. Auch die Form und Größe der Brennblasen spielt eine Rolle – hier könnten von mir favorisierte Destillen wie Glenmorangie (mit extrem hohen Stills für weichen Brand) versus meinem Liebling Mortlach (mit kleinen, bulligen Stills für schweren, öligen Brand) als Beispiele dienen. An Loch Lomond selbst sehen wir ja verschiedene Bauarten nebeneinander, was perfekt passt. Diese Unterschiede zeigen, wie Technik und Handwerk den Geschmack beeinflussen.

Fassreifung und Fassmanagement: Ein großer Themenkomplex ist die Maturation, also welche Rolle das Eichenfass spielt. Hier lassen sich Verbindungen zu bekannten Marken ziehen, die für bestimmte Fass-Arten berühmt sind. Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass der Kurs darauf eingeht, wie Sherryfässer einem Whisky Aromen von Trockenfrüchten und Gewürzen verleihen – man denke an Brennereien wie MakallanMacallan oder GlenDronatschGlenDronach, die für ihren hohen Anteil an Oloroso- und PX-Sherryfässern bekannt sind.

Blends und Grain Whisky: Da im Advanced-Programm auch das Thema Blending auf dem Plan steht, lohnt sich ein genauer Blick auf einige der großen Namen. Die Herstellung eines Johnnie Walker oder Chivas Regal eignet sich hervorragend als Beispiel: Hier treffen Grain Whiskys aus Großbrennereien wie Cameronbridge oder Girvan auf eine Vielzahl charakterstarker Malts aus ganz Schottland – das Ziel ist ein geschmacklich konsistentes, markentypisches Ergebnis. Auf der Grazer Whiskymesse durfte ich einmal selbst einen Chivas Regal nachbauen – gar nicht so leicht! Auch wenn dieser Stil nicht zu meinen Favoriten zählt, habe ich großen Respekt vor dem Handwerk, das dahintersteht. Besonders deutlich wird dabei die Rolle des Grain Whiskys: Er bildet die sanfte, neutrale Basis, auf der die Malts ihre ganze Ausdruckskraft entfalten können. Das musste ich mit den Jahren erstmal lernen, mich auf die Grainnoten einzulassen. Noch heute: Manchmal stören sie mich und manchmal liebe ich sie.

Abschließend lässt sich sagen, dass ich denke, dass der Advanced Whisky Ambassador Kurs inhaltlich eine vielseitige Reise durch die Whisky-Landschaft bietet. Von der Gerste bis zum Glas, von der traditionellen Destillerie bis zum modernen Blend – alle Fäden laufen zusammen. Ohne dem Ereignis vorgreifen zu wollen, fühle ich mich durch diese Vorbereitung schon deutlich orientierter und bin gespannt, all das Gelernte bald vor Ort zu erleben. Die Koffer sind geistig schon gepackt – Schottland, ich komme!

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